Die Ruhe vor dem Sturm: Die Turbulenzen bei Red Bull sind noch lange nicht vorbei
- Ludo van Denderen
Auf den ersten Blick scheint bei Red Bull Racing wieder etwas Ruhe eingekehrt zu sein. In den letzten Tagen gab es keine neuen Enthüllungen über Christian Horner und auch keine brisanten Interviews von Teammitgliedern. Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Mit der Nachricht, dass die Frau, die dem britischen Teamchef unangemessenes Verhalten vorwirft, in Berufung geht und auch die Ethikkommission der FIA gebeten hat, sich mit der Angelegenheit zu befassen, wird es (wieder) ein explosives Wochenende in Australien werden.
Wenn Max Verstappen diese Woche in Melbourne zum dritten Grand Prix der Saison landet, wird er ein Red Bull Racing-Team vorfinden, das genauso zerrissen ist wie das, von dem er sich in Jeddah verabschiedet hat. Das Verstappen-Lager ist der Meinung, dass Christian Horner gehen sollte, und bis das passiert, könnte der dreimalige Weltmeister möglicherweise selbst gehen. Solange Horner (noch) da ist, werden Verstappen zweifelsohne ständig Fragen zur Situation bei Red Bull Racing und zu seiner eigenen Zukunft gestellt.
Kein Newey, aber Marko in Melbourne
Adrian Newey wird in Melbourne nicht anwesend sein - wie geplant. Der Designer ist in England geblieben, um am RB17 zu arbeiten, dem superschnellen Straßenauto, das er im Auftrag von Red Bull entwickelt. Helmut Marko wird bei der Veranstaltung dabei sein, während er in Saudi-Arabien noch "befürchtete", wegen angeblicher Indiskretionen über Horner an die Medien suspendiert zu werden. Unter anderem wegen der klaren Haltung von Max Verstappen ("Helmut geht, ich gehe") ist das nicht passiert. Marko wird von den Medien zu den Ereignissen in Jeddah befragt werden.
Auch Horner werden in Australien sicher wieder Fragen gestellt werden, dieses Mal zu der bevorstehenden Berufung der Frau und der Beschwerde bei der Ethikkommission der FIA. Vor über einer Woche in Jeddah reagierte Horner scharf, als er wiederholt zu den Vorwürfen befragt wurde. Ob seine Taktik gegenüber den Medien in Melbourne anders sein wird, ist fraglich.
Britische Presse will Antworten von Horner
Vor allem in den britischen Medien spitzt sich der Fall weiter zu. Die Daily Mail hat dem Fall bereits mehr als 200 Artikel gewidmet (!) - und dort wird mit Nachdruck die Frage gestellt: "Warum gibt Horner nicht einfach zu, dass er eine Affäre hatte, aus der diese ganze Misere entstanden ist? Dabei soll es sich um eine Affäre zwischen einer Führungskraft und einer Untergebenen gehandelt haben UND Horner hat einst seine erste Frau für das Spice Girl Geri Halliwell verlassen, was den Fall für die britische Presse interessant macht.
Die Frau, die Horner beschuldigt, hat einen neuen Anwalt, der sich wohl zuerst über den Fall informiert hat. Mit dem Ergebnis der Berufung ist daher nicht vor dem Großen Preis von Melbourne zu rechnen. Eine Antwort der Ethikkommission der FIA wird auch nicht so bald erwartet. Also ja, es wird einen Grand Prix in Australien geben. Und ja, ein Großteil der Aufmerksamkeit wird wieder auf der Situation mit Horner und innerhalb von Red Bull liegen. Eine Vorhersage? Zwei Wochen später, in Japan, wird es nicht anders sein.